Alpengarten Schynige Platte

Ein Garten auf 1967 Meter über Meer. Kann denn da etwas wachsen? Es kann – und wie! Der Alpengarten Schynige Platte in Wilderswil bei Interlaken (CH) ist ein faszinierendes Beispiel dafür.

Ein Besuch lohnt sich auf jeden Fall in diesem ungewöhnlichen Garten im Berner Oberland – nicht zuletzt wegen der fantastischen Aussicht auf die Bergwelt von Eiger, Mönch und Jungfrau. Daneben genießt man auch den Blick auf den Thuner und den Brienzer See.

Alpengarten Schynige Platte

Sportliche Menschen können zu dem Garten hoch wandern, ich habe lieber die Zahnradbahn genommen. Auf den gemütlichen knapp einstündigen Bahnfahrt kann auch schon entlang der Bahnstrecke faszinierende Pflanzen entdecken.

Praktisch: der Alpengarten Schynige Platte liegt direkt an der Bahnstation, daneben findet man ein schönes Berghotel mit tollen Restaurant. Alles was man für einen gelungenen Ausflug braucht. Näheres zu Anreise, Preis, Öffnungszeiten finden Sie hier

Man muss auch nicht allzu sportlich sein, um den Garten zu erkunden. Barrierefrei ist ein Gelände in der Höhe nicht, aber auf einem Rundweg mit einigen Treppen, lässt sich alles erkunden.

Ausblick auf die Bergwelt

Leider war an dem Tag, als ich auf der Schynigen Platte war, das Wetter eher wechselhaft. Die Aussicht daher nicht so spektakulär wie sonst. Der Alpengarten hat mich trotzdem beeindruckt.

Die Begeisterung für die Pflanzenwelt der Alpen ist nicht neu. Schon im 16. Jahrhundert unternahm der Botaniker Carolus Clusius Excursionen in die österreichischen Alpen. Er konnte auch den Kaiser Maximilian II. für die Flora der Alpen begeistern und so entstand in Wien den älteste Alpengarten Europas im Areal des Belvedere.

Im 19. Jahrhundert entdeckten die Engländer die Pflanzen der Alpen. Sie nahmen Samen und Pflanzen mit nach Hause und legten in England alpine Garten an. Davon angeregt gestalteten auch die Schweizer zahlreiche Alpengärten. Damals war die Schweiz ein beliebtes Reiseziel für Gartenfreunde. Manche dieser Gärten gibt es heute noch, andere sind neu entstanden.

In vielen Botanischen Gärten und anderen Schaugärten in Europa gibt es heute einen Alpengarten, ein Alpinum. Oft wirken diese Abteilungen heute allerdings eher altmodisch und langweilig.

Alpengarten Schynige Platte

Pflanzenvielfalt im Alpengarten Schynige Platte

Ganz anders der Garten auf der Schynigen Platte. Er wurde zwar schon 1927 angelegt, wirkt aber immer noch ganz modern. Hier im Berner Oberland verfolgt man das Ziel, viele Schweizer Alpenpflanzen in natürlichen Pflanzengesellschaften zu zeigen.  Im Alpengarten Schynige Platte wachsen Edelweiß, schwarzes Männertreu, Paradieslilie und 720 andere Arten in ihrer natürlichen Umgebung.

Alpengarten Schynige Platte

Was mir hier so gut gefallen hat, ist, dass man Alpenpflanzen auch ganz anders präsentieren kann als in den altmodischen, alpinen Steingärten, die man in vielen botanischen Gärten und auch in manchen Privatgärten sieht. Hier zeigt sich, dass ein Alpengarten keine Gartenidee aus dem letzten Jahrtausend sein muss.

Alpengarten – Inspiration für den eigenen Garten

Schließlich lohnt es sich in Zeiten des Klimawandels auch mal einen Blick auf die Pflanzen des Hochgebirges zu nehmen. Schließlich sind die ja hart im Nehmen. Auch im Flachland lässt sich gut ein Alpengarten anlegen.

Pflanzen, die in den Hochlagen der Alpen gedeihen, sind an wechselhaftes Wetter gewöhnt. Sie vertragen Frost, aber auch Trockenheit. In einem Alpengarten muss nur wenig gedüngt oder geschnitten werden, Unkraut hat fast keine Chance.

Auch für Tiere wie Eidechsen, Insekten, Igel und Vögel sind Alpengärten wunderbare Lebensräume, wo sie Nahrung und gute Versteckmöglichkeiten finden.