Wege im Garten haben vor allem funktionale Bedeutung. Man kann auf sie nicht verzichten, schließlich will man jederzeit sicher und bequem zur Garage, zur Kräuterecke kommen, eventuell den Bach, den Teich überqueren oder den tiefer gelegenen Obstgarten erreichen. Wege sind Verbindungsadern zwischen dem Haus und allen wichtigen Punkten im Garten.
Wege können aber auch optisch viel bewegen. Sie gestalten abwechslungsreich den Raum und gehören zu den wichtigsten strukturbildenden Elementen im Garten. Ihr Verlauf legt die Blickwinkel fest, wie der Betrachter die einzelnen Bilder des Gartens erlebt. Die Wegführung zusammen mit dem verwendeten Material prägen nachhaltig den Stil des Gartens.
Dabei arbeiten sie die Charakteristik eines Ortes heraus und machen den Garten zu einem Gesamtkunstwerk. Wege mögen ruhig und zurückhaltend gegenüber anderen Elementen erscheinen oder sogar selbstbewusst und dominant. Der Gartengestalter entscheidet über die Rollenverteilung. Entweder passt er den Verlauf des Weges an die Vorgaben des Geländes an, berücksichtigt vorhandene Bäume, Hecken und Felsen oder er entwickelt ein eigenes Ordnungssystem. Trampelpfade zeigen später, wenn bei der Planung nicht richtig nachgedacht wurde.
So trägt ein betont gerader Weg in formalen Anlagen zum typischen Charakter bei, unterstreicht etwa als Sichtachse die Weiträumigkeit eines barocken Parks. Geometrische Wege wirken in kleinen Gärten am schönsten, wenn sie auf ein dekoratives Ziel, etwa eine Statue oder Bank zulaufen. Im romantischen Rosengarten, in naturnahen Anlagen ist ein gerader Weg ein Störenfried. Hierher gehören geschwungene Pfade, die sich locker fast wie ein Bach durch das Gelände schlängeln.
Die Breite und das Material von Wegen hängen wesentlich von ihrer Aufgabe ab. Natürlich wird man im Eingangsbereich und an häufig begangenen Achsen breitere Wege anlegen mit besonders haltbaren und bei jedem Wetter begehbaren Belägen. Sogenannte Hauptwege sind übergeordnet, sie führen zügig zum Ziel.
Bei Garten- und Erntearbeiten ist es wichtig, schnell und sicher überall hin zu kommen. Verträumte Kurven und Richtungsänderungen sind immer ein Umweg. So zeigen selbst die alten romantischen Bauerngärten eine Vorliebe für Geometrie. Typisch ist hier der schnurgerade Weg in der Mitte, oft mit einer dekorativen Sonnenuhr im Wegkreuz. Man hatte einfach keine Zeit, die Beete auf verschlungenen Pfaden zu erreichen.
Geht es den Hang hinauf, muss der Weg mit hohem Laufkomfort durchs Gelände führen. Ihn bieten vor allem massive Block- und Stellstufen, die unten einen festen Riegel haben und eine Auftrittsfläche aus Steinen, manchmal Kies oder Rundhölzern.
Gegebenenfalls wird auch eine Kombination von Weg und Treppe gebaut. So wird das Gehen abwechslungsreich. Podeste lassen sich gut zum Richtungswechsel, aber auch zum Ausruhen nutzen.
Alle Materialien müssen sorgfältig auf des Stil des Hauses, der Gesamtanlage abgestimmt sein. Sie können natürlich wirken wie Kies, Naturstein, Holz, gebrannte Tonklinker oder künstlich hergestellter Betonstein sein. Dabei gilt die Regel: je kleiner der Platz ist, desto kleinformatiger sollte auch das Pflaster sein.
Heutzutage achtet man bei der Wahl des Bodenbelages auch darauf, dass der Boden möglichst nicht versiegelt wird. Die Pflasterungen sind locker und wasserdurchlässig, die Erde wird nicht unnötig versiegelt. Aber auch unterschiedliche Wegbeläge wie Mulch und Natursteinpflaster mit Sand- oder Rasenfugen fördern geradezu das sinnliche Erleben des Gartens.
Immer geht es darum, die Besonderheit des jeweiligen Ortes zu erfassen und mit Pflanzen, Holz und Stein… naturnahe Bilder zu komponieren. In natürlichen Gärten dürfen die Fugen auch bewachsen sein. Das lockert den Weg optisch auf und ist sehr natürlich.
Wege sind das Rückgrat des Gartens und sollten sorgfältig geplant werden. Zunächst wird der Verlauf und die Begrenzung festgelegt: In formalen Gärten entspricht das System der Wege einem geometrischen Grundmuster. Zu der klaren Strenge einer gradlinigen Hausarchitektur passen Kalkstein, Schiefer oder Granit, die durch ihre kühlen Farben und ihren geraden Kantenschliff die strikte Linie der Architektur widerspiegeln.
Um den Eindruck von Ruhe und Weite zu gewinnen, verwendet man besonders großformatige Platten, die man in schlichten Reihen mit Kreuzfugen verlegt. Damit lange gerade Wege nicht langweilig wirken, kann man beim Belag auch mit interessanten Materialkombinationen, ornamentalen Mustern arbeiten und den Weg immer wieder zu kleinen Plätzen erweitern. Zu einem naturnahen Umfeld gehören urige, unregelmäßige Oberflächen wie Pflasterflächen aus gebrochenem und geflammten Naturstein oder antikem Klinker.
Vor allem Wege und Stege aus Holz haben oft etwas Ungekünsteltes und Spontanes. Holz mit seinen guten Dämmeigenschaften erwärmt sich nicht übermäßig und kühlt an kalten Tagen nicht unangenehm ab. Ideal also, wenn gern barfuß im Garten unterwegs ist. Immer beliebter werden auch neue Werkstoffe wie WPC – Wood-Plastic-Composite. Dieses Material ähnelt in seinen Eigenschaften Tropenholz und ist ebenso haltbar. Der Verbundwerkstoff ist jedoch ein ökologisch unbedenkliches Recycling-Produkt.
Für die Hauptverkehrsachsen im Garten ist das Thema Sicherheit besonders relevant. Rutschfeste, auf keinen Fall polierte Beläge sind selbstverständlich. Die so beliebten Holzwege erweisen sich in schattigen Bereichen des Gartens und bei direktem Erdkontakt des Holzes als oftmals glatt und gefährlich. Abends sollten die Verkehrsadern des Gartens gleichmäßig und blendfrei ausgeleuchtet sein. Dann werden Stolperfallen frühzeitig erkannt und Unfälle vermieden.
Als Nebenwege oder Pfade zum Pflegen der Beete genügen ein Gras- oder Kiesweg, vielleicht ein paar Trittsteine. Raffinierte Gestaltungen kommen zur Geltung: Hier kann der Garten dramaturgisch inszeniert werden: Enge Windungen, schmale Pfade, unebene Beläge wie Kopfsteinpflaster oder ein Materialmix binden die Aufmerksamkeit beim Gehen, verlangsamen das Tempo und steigern unsere Erlebnisfähigkeit.
Die Randbepflanzung des Weges sollte mit Höhen und Tiefen, mit unterschiedlichen Formen der Pflanzen spielen. Selbst die Himmelsrichtung, die die Lichtverhältnisse, die Oberfläche und die Fugen des Wegbelages sind wichtig. Niedrige Weidenzäune oder Totholz schaffen im naturnahen Garten eine deutliche Trennung von Rabatte und Weg. Edel und modern wirken Bänder aus Rost beschichtetem Corten-Stahl in architektonischen Anlagen.
Oftmals werden Beete und Wege aber nur locker eingefasst, gehen in einander über. Vor allem die Verwendung von Kies entspricht diesen neueren Tendenzen in der Pflastertechnik, die eine enge Verbindung der Bodenbeläge mit den umgebenden Elementen der Gartenkultur suchen.